Nucki und Raupina



„Das ist Nucki. Er ist ein Kater, den es früher wirklich gab. Als ich Kind war fingen meine Familie und ich ihn von einem Bauernhof ein und nannten ihn Pieps, weil er so klein und piepsig war. Mit der Zeit zeichneten ihn viele Merkmale aus, die andere Menschen als Krankheiten verstehen würden: es gab Tage, an denen wir 20 Zecken aus seiner Haut drehten. Er war fresssüchtig und wurde so dick, dass er in seinen Verstecken stecken blieb. Seine oberen Fangzähne faulten und mussten gezogen werden, weswegen er nur noch die unteren Eckzähne hatte, die wie bei einem Wildschwein hervorragten und ihn so aussehen ließen, als ob er permanent lächelte. Sein Bauchfell wurde kahl vom vielen Bauchspeck und jeden Sommer ihn erneut plagenden Grasmilben. Als er alt und klapprig wurde, hatte er eine Blasenentzündung nach der anderen und so einige Narben und Schrammen von einem wild gelebten Katerleben. Für viele Menschen mag das Tier ein verlebtes altes Katerwrack gewesen sein, doch für meine Schwester und mich wurde Pieps mit jedem Speckfältchen, mit jeder Schramme und mit jedem fehlenden Zahn schöner und bedeutender. Wir nannten unseren Kater bald nicht mehr Pieps, sondern Nucki, den König der Katzen. Für uns war er der größte und klügste Kater aller Zeiten. Das Besondere an ihm war aber nicht nur er selbst, sondern auch Raupina, sein schwarzer Katzenschwanz, der in unserer Vorstellung ein an Nucki gekoppeltes halbeigenes Lebewesen war. Meistens waren Nucki und Raupina einer Meinung und ein eingespieltes Team. Hin und wieder kam es jedoch zu Meinungsverschiedenheiten.”

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2022










© Luise Bornkessel 2022